Vergeblich hatte ich gehofft, dass unser Neubau bis am 21.3., so wie es im November versprochen worden war, bezugsbereit wäre. Selten halten die Nepalesen ihre Termine ein. Doch heute ist immerhin das oberste Dach betoniert worden. Und der Umzug ist auf den September verschoben worden. Für den Ablauf im Spital ist dieser Verzug sehr störend, denn wir bräuchten dringend mehr Platz.
Trotzdem ist unsere Zeit immer sehr ausgefüllt. So hatten wir nochmals ein Health Camp in Chisapani gemacht, dem Dorf, in welchem 300 Familien ihre Häuser durch die Erdrutsche verloren hatten. Die Situation in ihrem Zeltlager ist verheerend. Viele sind krank, leiden an Infektionen und Unterernährung. Die Hilfe durch den Staat ist völlig ungenügend. Die Menschen waren sehr froh, über die medizinische Hilfe, die mitgebrachten Nahrungsmittel, Kleider, und die Kinder haben sich über die schönen Spielsachen gefreut.
Zum letzten Mal war auch Tobias dabei, unser Zivildienstler, den wir dann auch gebührend verabschiedet haben.
Auch sonst haben wir viele gute Volontäre, so der Dermatologe Andrea Cadotsch, wiederum Susan Lanfranchi, die Verantwortliche für den Operationssaal und die Sterilisation, und den Kinderarzt Rolf Löw. Sie alle leisten sehr wertvolle Arbeit.
Und der Spass kommt auch nie zu kurz:
Liselotte Lüthi hat während ihrer Nepalreise auch unser Spital besucht und an Holi, dem Farbenfest, auch gleich eine grosse Portion erhalten.
Keshab, unser langjähriger Laborangestellter, hat endlich geheiratet und auch wir wurden an das zweitägige Fest eingeladen.
Wie immer haben wir mit unserer Gruppe die Bootsfahrt im Urwaldfluss gemacht und wieder die unglaubliche Vielfalt an Tieren und Vögeln bewundert.
Im September haben wir uns v.a. um die Menschen gekümmert, welche von den schweren Überschwemmungen hart getroffen sind, u.a. haben wir ein Health Camp im Dorf Naya Basti gemacht:
Die verheerende Flut riss dort die Menschen morgens um Vier Uhr aus dem Schlaf. Ein kleiner Damm am wilden Rapti Fluss war gebrochen und überschwemmte das etwa 100 Holzhütten zählende Dorf Naya Basti innert wenigen Minuten. 37 Häuser wurden sofort durch die Wucht der Wassermassen weggeschwemmt, die Bewohner verloren ihr gesamtes Hab und Gut, die Tiere und die ganze Reisernte. Zurück blieb eine weite Sandwüste. Während mehr als zwei Tagen stand das Wasser in den übrigen Häusern hüfthoch.
Es sind die ärmsten Menschen in Nepal betroffen, welche nahe an den Ufern der Flüsse ihre Häuser bauen. Dieses Land gehört eigentlich dem Staat, doch er erlaubt den Leuten, welche sich kein eigenes Land leisten können, dort ihre einfachen Holzhütten hinzustellen.
Wie nach dem schweren Erdbeben vor zwei Jahren, ist der Staat auch diesmal völlig überfordert, den Menschen die nötige Sofort- und / oder Wiederaufbauhilfe zu bringen. Die Menschen sind deshalb auf die Unterstützung von lokalen und ausländischen Organisationen angewiesen. Viele Hilferufe sind deshalb bei Shanti Med Nepal eingegangen. In mehreren Dörfern konnten wir mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Zeltplanen, Decken und Kleidern über die ersten schwierigen Tage hinweghelfen. Und mit "Health Camps" bringen wir nun auch gesundheitliche Versorgung in die Dörfer, so ins Dorf Naya Basti. Das einzige Backsteingebäude ist eine kleine Kirche, wo wir unsere Sprechstunde einrichten konnten. Vor der Kirche haben wir die Hilfsgüter verteilt. Dank Unterstützung von Dr. Fredi Bacchetto und seinem Sohn Tobias, welcher bei uns seinen Zivildienst leistet, konnten wir etwa 100 grosse und kleine PatientInnen untersuchen und behandeln.
Glücklicherweise erhalten wir immer wieder noch gut erhaltene Rollstühle aus der Schweiz. Unser Angestellter Niswarth, der selber im Rollstuhl sitzt, hat deshalb ein eindrückliches Treffen mit vielen seiner Leidensgenossen organisiert, an die wir 8 Rollstühle abgeben konnten.
Beim Umzug des Medizinischen Dienstes von der Roche in ein neues Gebäude wurde sehr viel Einrichtungsmaterial frei. Dank den grossen Bemühungen von Ingrid Kronimus, einer Pflegefachfrau, konnte Shanti Med alles übernehmen und Roche hat uns zusätzlich den Container geschenkt, welchen wir jetzt vor unserem Spital als Stauraum benutzen können. Denn die meisten grossen Schränke, die Personalküchen, neuen Patientenliegen, etc. werden erst im Neubau gebraucht werden. Ein besonderes Happening war die Entladung des Containers mit einem grossen Kran, welcher extra in der Distrikt Hauptstadt bestellt werden musste.
Inzwischen haben wir die schönen Medikamente-Schränke mit Rollläden in unserer Apotheke platziert. Die Nepali sind fasziniert von diesen Schränken, solche "Magic Box", wo die Rollläden unsichtbar verschwinden, haben sie noch nie gesehen. Die beiden Apothekerinnen sind sehr glücklich, dass sie auch noch einen schönen Tisch und neue Bürostühle erhalten haben.
Mit viel Verspätung wurde vor zwei Wochen endlich das Dach des Erdgeschosses fertig gestellt. Etwa 100 ArbeiterInnen haben an diesem Tag das Zement-Gemisch auf das Dach gehievt und verteilt. Am Abend kam viel Prominenz, unter anderem auch unser Nachbar M. Adhikari (neben mir im Kittel auf dem Foto), welcher vom Amt als Parlamentsmitglied zum Erziehungsminister befördert worden ist. Gemäss Bauvertrag sollte der Bau jetzt fertig sein. Aber leider wird es nochmals 5 Monate dauern bis wir einziehen können, hoffentlich.
Schon vor einem Jahr hatte man uns versprochen, dass wir einen neuen Chefarzt erhalten werden, weil wir mit dem bisherigen Dr. Krishna unzufrieden waren. Endlich war es jetzt soweit. Der neue Superintendent ist Zahnchirurg, arbeitet jetzt teilweise in unsere Zahnklinik, welche sehr gut läuft. Er scheint sehr dynamisch und hat versprochen, das Management nun in die Hände zu nehmen. Ich bin gespannt, wie er das anpacken wird.
Seit gut einer Woche bin ich wieder in Nepal angekommen. In unserem Distrikt Chitwan sind viele Dörfer von den verheerenden Überschwemmungen hart getroffen. Viele Familien haben Tote zu beklagen, und ihre Häuser, Hab und Gut, wurden weggeschwemmt. Ihr Grund und Boden ist unter dicken Sandbänken begraben, sodass sie ihre Häuser hier auch nicht mehr aufbauen können. Im Dorf Chisapani konnte Shanti Med Nepal mit Hilfe von Schwester Myriam bereits 60 Zelte spenden, welche die Betroffenen im nahegelegenen Urwald aufgebaut haben. Unsere Helfer brachten zudem Kleider, Nahrungsmittel und sauberes Wasser. Da die Brücke über den grossen Fluss auch weggeschwemmt wurde, kann das Dorf nur zu Fuss in einem 3½ stündigen Marsch erreicht werden.
Viele andere Dörfer sind ebenfalls schwer betroffen und sind auf unsere Hilfe angewiesen. In den nächsten Wochen werden wir sehr gefordert sein.
Es ist noch Monsunzeit und immer wieder gibt es heftige Regengüsse; heute Nacht wurde unsere Küche überflutet, weil das Wasser auf dem Balkon nicht genügend schnell abfliessen konnte. Gottlob ist das Spital nicht betroffen, da es auf einem kleinen Hügel steht.
Aber es gibt auch viel Erfreuliches zu berichten. Von den Angestellten bin ich mit einer süssen "Welcome Dr. Ruth"-Torte empfangen worden.
Dank eines Extrakredits von der Regierung wurde das Spital innen und aussen neu gestrichen und in den Räumen, wo wir erst Betonböden hatten, wurden nun schöne Bodenplatten gelegt. Alles sieht jetzt deutlich freundlicher und sauberer aus.
Mit dem Neubau geht es leider nur langsam voran, eigentlich hätte er im Oktober fertig werden sollen. Aber es wird wohl noch mehr als ein halbes Jahr dauern bis wir einziehen können.
Gestern ist unser erster Zivildienstleistender, Tobias Bacchetto, angekommen und wird hier während 6 Monaten seinen Dienst machen. Er wird sich vor allem um die Einrichtung der IT-Anlage kümmern, sodass dann in mehreren Schritten alle PatientInnen elektronisch erfasst, sowie auch die Buchhaltung, das Labor und alle anderen Abteilungen angeschlossen werden können. Das wird ein sehr grosser Schritt der Vereinfachung und Transparenz sein.
Zu Ehren unseres Freundes Swarnim Wagle, welcher zum Präsidenten der Planungskommission gewählt wurde, einem der höchsten Posten in Nepal, gab es ein interessantes Fest.