Bericht vom 7.11.2013
Kurz vor meiner Heimreise orientiere ich euch gerne nochmals über die Freuden und Leiden meines 10 wöchigen Herbstaufenthaltes.
Das Leiden zuerst: Wir konnten immer noch nicht, wie ich sehnlichst gehofft hatte, ins neue Spital umziehen. Der Innenausbau geht leider sehr schleppend voran, vor allem auch, weil im Herbst die beiden grossen Feste, Dashein und Tihar, sind; an Dashein sind es 5 Tage und an Tihar 3 Tage, wo die Verwandten besucht, die Götter geehrt und ringsherum Geschenke gemacht werden müssen. Da ruht auch die Arbeit und viele Bauarbeiter machen die Brücke und bleiben gerade 3 Wochen bei den Angehörigen. Bei diesem Frust konnte ich mich etwas in asiatischer Gelassenheit üben, was mir gar nicht leicht gefallen ist.
Nun zu den vielen Freuden: Ein grosser Container, voll mit Spitaleinrichtungsmaterial, gespendet vom Malteserorden (www.aidass.ch), welcher in der Schweiz nicht mehr gebrauchtes, aber noch gutes Material in Spitälern sammelt, ist seit dem 16.Oktober unterwegs nach Nepal.
Eine tolle Gruppe von 18 deutschen Scouts hat während ihrer dreiwöchigen Ferien einen intensiven Arbeitseinsatz beim neuen Spital gemacht. Sie haben eine schöne Aussentoilette mit Fusswaschbrunnen gebaut, welche für die vielen ambulanten Patienten ganz wichtig sein wird. Zudem haben sie das Spital von dem vielen Baumüll gesäubert, das Dach für die Installation der Solaranlage vorbereitet und im Garten schon zahlreiche kleine Bäume gepflanzt. Die Leiter der Gruppe haben mich auch immer unterstützt, wenn es darum ging, den verantwortlichen Bauingenieur von notwendigen Verbesserungen zu überzeugen, z.B. dass in den Untersuchungs- und Behandlungszimmern unbedingt ein Lavabo eingebaut werden muss.
Während der Tihar Ferientage haben Inge und ich wieder das Kamaya Dorf ganz im Südwesten besucht. Im Frühjahr hatte ich ihnen Geld gespendet, um in ihrem Dorf Wasserpumpen zu installieren. Jetzt habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie gut sie das gemacht haben. Diesmal haben sie mich um Geld für ein gemauertes Schulzimmer gebeten, weil sie bloss eine offene, mit Stroh bedeckte Halle haben und es während der Monsunzeit unmöglich ist, dort überhaupt zu sitzen. Das Wasser würde oft 25 cm hoch stehen, auch in den kleinen Hütten, die eigentlich eine ganze Familie schützen sollten. Die Leute waren unglaublich dankbar für die Hilfe und haben für uns Musik gemacht und eine Frau hat wunderschön getanzt mit einem schönen Kleid und einem alten Schmuck, der der ganzen Gemeinschaft gehört. Dank einem Freund, welcher mir oft eine „Notfallkasse“ füllt, konnte ich auch diesmal ihren Wunsch erfüllen.
Inge war mir eine riesige Hilfe mit ihrem geübten und kritischen Blick für Hygiene und Sauberkeit. Geduldig und stetig hat sie alle unsere Angestellten trainiert und gefordert und sie einen guten Schritt weitergebracht. Inge wird mit mir in die Schweiz zurückreisen; zwei Schweizer Pflegefachfrauen, Anne Sophie Emmenegger und Christine Sommer, bleiben jedoch bis Ende Jahr hier und werden die gute Arbeit von Inge weiterführen.
Und das Erfreulichste: Unsere Patientenzahl wächst nach wie vor kontinuierlich, viele kommen manchmal von sehr weit her dank viel Mundpropaganda. Und dank all unserer SpenderInnen können wir weiterhin 20 bis 30% der Ärmsten gratis behandeln.