Bericht vom 25.03.2020

Vor einer Woche musste unser Zivi Andreas Allemann, der schon seit sieben Monaten bei uns als Arzt gearbeitet hatte, auf Geheiss des Bundesamtes für Zivildienst notfallmässig das Ratnanagar Spital verlassen und in die Schweiz zurückkehren. Wir hatten nicht einmal mehr Zeit, um ihm ein wohlverdientes Abschiedsessen zu servieren. Wenigstens haben wir ihm ein Foto von unseren SMN-Angestellten nachgeschickt.

 

Bis jetzt hatte die Regierung kaum über Corona-Ansteckungen informiert. Angeblich wurde vor Wochen ein Patient positiv getestet, dieser sei aber jetzt gesund. Es gibt aber auch keine oder nur wenige Testskits oder Schutzkleider.

Wenigstens werden nun endlich strengere Vorsichtsmassnahmen gegen das Coronavirus eingeleitet.

Die Schulen sind seit letzter Woche geschlossen. Seit drei Tagen hängt das Plakat am Spitaleingang mit der Information, dass in den nächsten 2 Wochen nur noch Notfälle behandelt werden. Und wir haben es noch ergänzt mit den Verhaltensempfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit. Allerdings kann dies im Moment nicht eingehalten werden, denn diese Information wird sich nur langsam verbreiten. Auch haben wir in der Dermatologie immer wieder Notfälle, wie schwere Verbrennungen oder Infektionen, die im allgemeinen Notfallzimmer eher schlecht behandelt würden. Wir haben deshalb jetzt nur bis 12 Uhr geöffnet und sehen einzelne andere Dermatologie-PatientInnen.

Die Grenzen Nepals sind geschlossen worden, soweit das überhaupt möglich ist bei der 1800 km langen Grenze zu Indien. Von dort befürchtet man am meisten einen Anstieg der Infektionen in Nepal, weil in Indien die Todesfallrate angestiegen ist. Am Gefährlichsten ist es wohl in der 4-5 Millionen Stadt Kathmandu, viele Menschen dort halten die Regeln nicht ein, können auch nicht, da sie fürs tägliche Überleben kämpfen müssen, z.B. wie all die vielen Arbeitenden im Tourismus, in der Gastronomie,… welche ihre Jobs verloren haben und auch keine Arbeitslosenversicherung haben. 40'000 WanderarbeiterInnen sitzen fest, weil ihre Gastländer ebenfalls die Grenzen dicht gemacht haben. Ihr bereits gekauften Tickets sind alle verfallen.

 

Bei uns in Ratnanagar habe ich nichts gehört von einer Ansteckung. Unseren Angestellten geht es allen gut. Die beiden nepalesischen Ärzte sind allerdings gestern nach Hause gegangen und wollen das Arbeitsverbot strikte einhalten; so halte ich vorläufig mit Suresh die Stellung. Immerhin haben wir genügend Mundschutz und Händedesinfektionsmittel.

Ich hoffe, dass es hier den Umständen entsprechend einigermassen gut weiterläuft und plane vorläufig nicht, meine Heimreise vorzuverlegen.

 

Euch, wo immer ihr in Europa gerade seid, wünsche ich alles Gute, tragt Sorge für euch und eure Lieben.

 

Leider steht nun auch die Arbeit an der Umgebungsarbeit des Spitals still. Ein erfreulich grosser Teil ist allerdings fertig und wir freuen uns, dass nun viel weniger Dreck an den Schuhen in die Gebäude kommt. Damit es Suresh, den Putzfrauen und mir nicht langweilig wird, haben wir angefangen einige Blumentröge anzupflanzen und es macht uns richtig Spass.

 

Kurz vor dem Reise-Verbot hatte ich ein Alters- und Waisenheim in Tansen besucht, welches von den gleichen indischen Ordensschwestern geführt wird wie jene in der Navodaya Schule. Eine der Schwestern ist Pflegfachfrau und behandelt auch arme Menschen aus der Umgebung. Allerdings fehlt es ihnen an Geld, um all die notwendigen Bedürfnisse abzudecken. SMN wird sie nun etwas unterstützen. Wir sind aber selbst auch auf Spenden angewiesen, weil wir in der erneuten landesweiten Notsituation viele Hilferufe bekommen.

 

Unsere Nachbarkinder haben eine grosse Belli-Fruit erhalten und freuen sich riesig.

Bericht vom 26.2.2020

Mit einer süssen, farbigen Willkommenstorte wurde ich vor einem Monat in Ratnanagar empfangen.

Eine unserer «hilflosen» Patientinnen ist die 25-jährige Sunita. Wegen einer Fehldiagnose in einem externen Spital erhielt sie über Wochen eine hochdosierte Cortison- und Immunsuppressiva-Therapie. Dadurch entwickelten sich schliesslich schwere Nebenwirkungen mit beidseitigen Oberschenkelkopf-Nekrosen, sodass sie nur noch langsam hinkend und unter Schmerzen gehen konnte. Mit Hilfe von unserem Volontär Dr. Markus Renggli haben wir sie sehr gut abklärt und schliesslich einem guten Orthopäden vorgestellt, welcher die Patientin nun operiert hat. SMN wird die Operationskosten übernehmen, weil sich die Patientin diese nicht leisten könnte.

Die Arbeit im neuen Gebäude macht sehr viel Freude. Allerdings haben wir gerade einen grossen Wasserschaden, weil der Schlosser nicht sachgemäss gearbeitet hat, er ist ja dazu auch nicht ausgebildet.

175 nepalesische StudentInnen hatten seit dem Ausbruch der Corona-Virus Epidemie ungeduldig auf die Evakuierung aus der Region Wuhan gewartet. Doch in Nepal war keine Schutzkleidung vorhanden. Dank SMN konnte geholfen werden: Wir hatten vor 2 Jahren mit dem Container eine grosse Menge solcher, nach der Ebola-Gefahr nicht gebrauchter, Schutzkleider erhalten. Zuerst hatte ich mich geärgert, denn wir hatten hier ja auch keinen Bedarf dafür. Glücklicherweise hatte ich die vielen Schachteln, zwar widerwillig, in unserem Lager gehortet. Und nun konnten wir diese endlich loswerden; dank dieser Virusschutz-Kleider konnten die StudentInnen vor einer Woche endlich nach Nepal zurückgeholt werden. Die Virus-Teste waren bei der Ankunft bei allen negativ; in zwei Woche werden diese nochmals wiederholt und die StudentInnen können dann wohl die Quarantäne verlassen.

Die Schweizer Botschafterin Elisabeth Capeller war bei uns auf Besuch. Das Spital-Komitee mit dem Gemeindepräsidenten hat ihr einen schönen Empfang bereitet und er war des Lobes voll für Shanti Med.

Letzte Woche war Thomas Brack, Verwalter des Limmattal Spitals, mit einem 5-köpfigen Team hier. Die ganze Woche gab’s Sitzungen mit allen möglichen wichtigen Leuten aus dem Spitalkomitee, Parlamentariern und Angestellten. Ausführlich haben wir über eine aktive Spital-Partnerschaft Limmattal/Ratnanagar diskutiert und uns über eine längerfristige Strategie geeinigt. Ziel ist es, sobald wie möglich ein neues Gebäude für Geburtshilfe/Gynäkologie zu erstellen.

Die Vergrösserung der Geburtshilfe/Gynäkologie ist sehr dringend, denn auch hier nehmen die Zahlen dauernd zu. Mittlerweile haben wir bereits 50 Geburten pro Monat.